Herrschaftszeiten!
Was sagt man dazu.
(Bildquelle: Pinterest)
Ich möchte ein Zitat von David Riesman anführen, der 1958 feststellte:
„We are a generation, prepared for Paradise Lost, who do not know what to do with Paradise Found.“
Was sagt man dazu.
(Bildquelle: Pinterest)
Ich möchte ein Zitat von David Riesman anführen, der 1958 feststellte:
„We are a generation, prepared for Paradise Lost, who do not know what to do with Paradise Found.“
Sprache ist großartig. Schreiben ist großartig. Immer wieder stoße ich beim Lesen auf Sätze und textliche Juwelen, die Eingang in meine Sammlung finden. Mein Zitat-Archiv hat inzwischen einen beachtlichen Umfang. Diese Sammlung der Gedanken anderer Menschen hüte und pflege ich wie einen Schatz.
Hin und wieder -wenngleich auch sehr, sehr selten- finden Werbetexte ihren Weg in diesen Fundus. So ein Tag war heute. Beim Frühstück stierte ich müde und gelangweilt auf eine Smoothie-Flasche, las beiläufig den aufgedruckten Text, wurde angeregt und aufgeregt und dadurch zunehmend wacher, las den Text noch einmal und brach in fröhliches Schmunzeln aus.
Natürlich ist das Erfassen einer Botschaft immer subjektives Empfinden, aber treffender kann man einen Text für eine Zielgruppe meiner Ansicht nach kaum fokussieren:
Noch ein Beispiel. Und eine Kuckucksuhr.
Der Unterschied heißt Leidenschaft. Echte Leidenschaft für ein Produkt und dessen „Persönlichkeit“. Man spürt, dass man überzeugen will.
Das ist Kunst.
Wie schön, solche Szenen bewahren zu können.
Der endlose Himmel, der die Zeiten überdauert. Für einen kurzen Augenblick überlege ich, dass man sich eine bessere Welt herbeiträumen kann. Glück ist so schwer auszumachen. Es war schön hier.
Lest Bücher, so viele wie möglich!
Trinkt Wein, so guten wie möglich!
Beim Anblick des Begrüßungskärtchens dachte ich über Freundlichkeit, Respekt und Demut nach. Besonders über Demut. Doch wie so oft führt zu vieles Nachdenken zu keinem Ergebnis.
[…]
Auf diese Art geht die Welt zugrund
Auf diese Art geht die Welt zugrund
Auf diese Art geht die Welt zugrund
Nicht mit einem Knall: mit Gewimmer.
(„Die hohlen Männer“, T.S. Eliot, letzter Absatz)
Ich habe es satt. Engstirnigkeit, Taktlosigkeit und leere Phrasen.
Dogmatische Regeln und fantasielose Leute, die keine Funken versprühen.
Ich habe meine eigene Art zu denken. Das ist unbequem.
Aber ich liebe meinen eigenen Kopf.
der verschleiernde und irreführende Ausdruck für den Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung salonfähig zu machen
Welcher Fakt ist wahr und welcher falsch? Und ist nicht alles eine Frage des Blickwinkels? Was wir sehen, ist eine Perspektive, was wir hören eine Meinung.
Kürzlich las ich ein Statement zum Deutschen Fernsehpreis. Ein sehr gelungenes Statement eines geladenen Gastes, das Anstoß daran nimmt, dass man die Autoren, ohne die viele Fernsehformate gar nicht möglich wären, „aus Platzgründen“ von dieser Veranstaltung ausschließt. Ein Vorgehen, das man symptomatisch für unsere Zeit begreifen kann: wenig bis gar keine Wertschätzung und Feingefühl für die leistenden, schaffenden, kreativen Menschen im Hintergrund.
„Störe meine Kreise nicht“ sagte einst Archimedes.
In o. g. Beispiel trifft es die im Stillen arbeitende Autorenschaft, die den Kreis des Rampenlichts „stört“. Fakt: Platzgründe. Woanders werden im Rahmen organisationsinterner Veranstaltungen z. B. gehandicapte Menschen gebeten, sich für diesen Zeitraum von den Veranstaltungsräumen weitläufig zu entfernen, während man sich, Fakt, gleichzeitig einer besonderen sozialen Integration rühmt. Oder man rühmt sich, Fakt, eines vertrauensvollen Miteinanders, während man gleichzeitig z. B. schlichte Freundlichkeit gegenüber Mitgliedern bestimmter Kreise abkanzelt und im Nachgang rügt, weil es „stört“.
Vieles in diesem Land, welche Organisationsform auch immer -gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich, kulturell, sozial- ist groß geworden durch Schaffende mit Begeisterung, Leistungsbereitschaft und Leidenschaft für die Sache. Diese Schaffenskraft wird heute vielfach ignoriert, und dem Wissen und Know-how der beteiligten Menschen wird kein Vertrauen mehr geschenkt. „Bezahlte Strategiesöldner in Slim Fit und Schnabelschuhen“ (Zitat: privat) fegen durch das Land, die keine Verantwortung für ihre Entscheidungen tragen müssen, geschweige denn übernehmen.
Unsere Epoche ist eine besondere – technologisch und organisatorisch. Es ist eine Zeitenwende! Die neue industrielle Revolution betrifft in erster Linie den MENSCHEN. Und zwar jeden. Unseren Umgang miteinander. Beruflich und privat. Alles vermischt und vernetzt sich, schon rein technologisch, zunehmend. Vieles lässt sich nicht mehr eindeutig voneinander abgrenzen. Gewohnte Abläufe ändern sich. Ein neues Rollendenken ist erforderlich. In dieser Zeit muss man besonders gut mit Menschen umgehen können und mit ihnen arbeiten wollen. Und man muss vor allem eines: mit Menschen transparent kommunizieren. Und zwar ehrlich und aktiv und nicht mit substanzlosen, austauschbaren Phrasen. Man muss die Menschen anhören, mit ihnen reden und ihre Sorgen verstehen wollen, denn nur dann lässt sich GEMEINSAM unsere veränderungsträchtige Zeit und die Zukunft gestalten.
Menschen wollen die Fakten, bestehende und sich ändernde, verstehen. Sie wollen eingebunden werden, um sich engagieren zu können. Ungleiches Verständnis nicht ignorieren sondern akzeptieren heißt, sich gegenseitig zu verstehen, zu reden, zuzuhören, „Händchen zu halten“. Das geht nur mit Unabhängigen, die eben diese Aufgabe neutral übernehmen. Für diese kommunikative Begleitung der Veränderung, diese neutrale Moderation, die den Menschen ANTWORTEN auf den Umbruch und neue eingeschlagene Wege liefert und sie erklärt, braucht es mehr außenstehende Unterstützung durch „bezahlte Veränderungsprozess-Söldner“ denn je.
„Denn nichts ist für den Menschen als Menschen etwas wert, was er nicht mit Leidenschaft tun kann.“ (Max Weber, Wissenschaft als Beruf)
Emily Dickinson, Gedicht #1761:
Dass es niemals wiederkehrt, das macht das Leben so süß. …
(That it will never come again is what makes life so sweet. … )
Das ist wohl die Quintessenz des Lebens, die wir 2017 in vielerlei Hinsicht schmerzhaft erfahren durften.
In unser aller Leben gibt es Tage, Monate und vielleicht auch Jahre, die wir am liebsten aus unserem Gedächtnis streichen würden. Die wir vergessen möchten. Sei es aus abgrundtiefem Kummer oder weil wir selbst uns töricht gezeigt und andere verletzt haben.
2017. Ein Jahr der Dunkelheit, des Schmerzes, der Trauer, des Auseinanderbrechens, des Verlustes und Abschieds. Keiner weiß, wie nah die Dinge einen jeden persönlich angehen. Ich selbst hadere mehr als je zuvor in meinen Überlegungen, wie sehr man sich an Einzelne und Einzelnes fesselt. Oder ob man sich besser an gar nichts mehr fesselt. Aber wenn man keine Leidenschaften mehr hegt, wird man gleichgültig, und die wachsende Gleichgültigkeit ist ein schlimmes Übel unserer Epoche.
In unserer veränderungsträchtigen Zeit werden Veränderungen nicht zu Ende gedacht. Das digitale Zeitalter ist vor allem eins: es ist schnell, maßgeschneidert und individuell. Aber individuell wird nicht gedacht und nicht gehandelt. Stattdessen wird alles ständig neu begonnen, überworfen, anders gedacht, um schlussendlich Dinge wieder genauso standardisiert -vielleicht nur einen Hauch effizienter- zu tun wie all die Jahre zuvor. Altes wird nur unter anderem schicken Namen neu verpackt.
Nichts hat mehr eine Konsequenz zur Folge. Buzzwords und vor allem Eigenmarketing beherrschen mehr denn je die Bildfläche. Gemeinschaftliche Visionen gab es einmal; heute spürt man einen solchen Geist kaum noch. Wo sind die Menschen hin, die noch inspirieren und andere mit ihrem Geist anstecken wollen anstatt Macht, Prestige und Einfluss zu erlangen? Die glaubhaft überzeugen können, gemeinsam ein Ziel erreichen zu wollen?
Wir leben vorwiegend in einer Welt der asynchronen Kommunikation. In der wir nur noch wenig persönlich miteinander reden oder schreiben und kaum noch zuhören. Stattdessen pflegen wir eine grenzenlose Begeisterung für Technologien, Algorithmen und Kennzahlen, für Systeme und Systematisieren, für Kategorien, Reihen und Register. Dinge außerhalb dieser Logiken werden gern gnadenlos an den Rand gedrängt.
Noch.
Eines Tages werden wir uns wieder besinnen. Dann zählen wieder echte, rare Freundschaft und Kollegialität statt Netzwerk, Wir statt Ich, Persönlichkeiten statt Bots, Werte statt Kennzahlen, lokal statt global, Leistung statt Inszenierung, Qualität statt Effizienz, Kontinuität statt Umbruch, Dankbarkeit statt Gleichgültigkeit.
Ich zitiere aus dem Artikel „Was ist die Krise und wer sind wir danach?“.
Ein äußerst lesenswerter Beitrag, mein Favorit des Jahres:
Erkennen wir, dass wir die neue Welt nur gemeinsam erschaffen
können. … Etwas, das von Menschen getragen wird, die der Ansporn eint, etwas zu schaffen, was über einen selbst hinausweist und so eine Ahnung von einer anderen Welt vermittelt – einer Welt jenseits der
Krise.
Ich wünsche uns ein kollektiv erfolgreiches, ein gesundes und glücklicheres neues Jahr 2018.
In stillem Gedenken an KR, CT, HD, WK, PS.