GRÜN HINTERM OHR

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Category: Lesen

Weihnachtszeit 2019

Mein persönliches Weihnachtsgeschenk: Holst-„Stole“, fertiggestellt am 24.12. Schlichtweg banal und simpel, riesig, warm und fröhlich. Ich bin total begeistert vom Endergebnis.

Und was ist mit Büchern?
Gelesen und gehört habe ich auch in diesem Jahr viel. Als Rezension in den Blog geschafft hat es nur „Max, Mischa & die Tet-Offensive“, und dabei bleibt es auch. Nach wie vor mein persönliches Lese-Highlight des Jahres.
Aktuell beschäftigt mich „Eine Geschichte der Philosophie“ (Precht) sowie ein weiterer Band aus dem Leben von Karl Ove Knausgård. Knausgårds mehr als 3.000 Seiten über sich selbst, sich derart seinen Lesern zu präsentieren und in sein Denken abzutauchen zu lassen – das übt eine ungeheure Faszination auf mich aus. Ein großartiges Lesevergnügen, nicht zuletzt aufgrund einer wahrlich famosen Sprachgewandtheit.

Die Vorstellung davon, was der Mensch war, veränderte sich kontinuierlich, die Vorstellung von der Welt und der Natur auch, alle möglichen seltsamen Ideen und Glaubensrichtungen tauchten auf und verschwanden wieder, nützliche und nutzlose Dinge wurden erfunden, die Wissenschaft drang beständig tiefer in ihre Mysterien vor, es gab stetig mehr Maschinen, das Tempo erhöhte sich, und immer größere Gebiete alter Lebensweisen wurden aufgegeben, aber kein Mensch träumte davon, das Bier aufzugeben oder zu verändern. Malz, Hopfen, Wasser, Erde, Wiese, Bach. Und so verhielt es sich im Grunde mit allem. Wir waren ins Archaische getaucht, nicht Wesentliches an uns, unseren Körpern oder Bedürfnissen, hatte sich verändert, seit der erste Mensch vor vierzigtausend Jahren, oder wie lange der Homo sapiens existierte, irgendwo in Afrika das Licht der Welt erblickt hatte. Aber wir bildeten uns ein, dass es anders war, und so stark war unsere Vorstellungskraft, dass wir es nicht nur glaubten, sondern und auch danach richteten, wenn wir uns in unseren Cafés und dunklen Clubs trafen und betranken und unsere Tänze tanzten, die wahrscheinlich noch unbeholfener waren als jene, die vor, sagen wir, fünfundzwanzigtausend Jahren im Lichte eine Lagerfeuers irgendwo an der Mittelmeerküste aufgeführt worden waren.

Auch im neuen Jahr werden sich wie immer Sachbuch und Belletristik mischen. Es stehen in den Starlöchern:

Und was ist mit Wein?
Shiraz und ich waren schon immer Freunde ❤️ …

… und Luddite ist mein persönlicher Festtags-Glanzpunkt. Auf dem Etikett liest man: „Luddism reflects our belief in wine making where we choose to practice our craft conscientiously & thereby retain our individuality. Technology and mechanization will never be a substitute for passion.“ So wahr und so wohlschmeckend!

Ich wünsche allen Freunden und Lesern einen guten Start in die neue Dekade. Genießt das Leben! Bleibt achtsam, wachsam und Ihr selbst.

Ein Sonntag in Bidern

Dinge, die nicht lebenswichtig sind, aber wichtig im Leben. Nichtstun. Schönes tun. Draußen sein. Genießen. Und der wunderbar verrückte Hund.

BECK‘S

Ok, das Getränk ist nicht stilecht zum Speaker, schmeckt aber trotzdem an diesem Sonntag Nachmittag im Juli. Rechts im Bild: die Ecke eines Buches, auf das sich die Internet- und E-Commerce-Affinen unter uns schon mal freuen dürfen. 1984 war ein Schiss. #sundayafternoonbbq #leisure #reading #samplecopy

„Es ist hoffnungslos, und wir geben nicht auf!“

Johan Harstad: Max, Mischa & die Tet-Offensive – (m)eine Rezension.

Zwischen Eingangszitat

und Endzitat

liegen 1.240 Seiten einer Geschichte. Von Menschen wie wir sie sind.

Ich habe es langsam gelesen. Ganz entgegen meiner Art als Schnelleser. Ich habe jeden einzelnen Satz genossen, und ich liebe diesen, dicken, fetten Wälzer, der eine wunderbare Geschichte von miteinander verbundenen Menschen erzählt. Erzählt von Erinnerungen und Verlust – vom Verlust der Heimat, des Zuhauses und nicht zuletzt auch vom Finden und Verlust des Selbst. Von vergangenen Zeiten und verschwundenen Dingen – vom Verschwinden durch Alter, Krankheit, Unfälle und durch große, die Welt bewegende Ereignisse und Unglücke.

Als ich noch mittendrin in der Lektüre war, fragte mich eine Freundin, ob ich aktuell ein Buch zu empfehlen hätte, und es sprudelte geradezu aus mir heraus:
Jaaa, das kann ich, weil ich gerade im Halbschatten sitze und dieses sensationelle Buch lese. Harstad: „Max, Mischa und die Tet-Offensive“. 1.248 Seiten ?. Es ist Jugend in den 80ern, es ist Vietnam, es ist USA, es ist Kalter Krieg, es ist Theater und Film und Kultur, es ist Freundschaft, es ist schlichtweg genial (wie ich bis jetzt, nach 400 Seiten) finde. Ich werde jedenfalls mit ziemlicher Sicherheit traurig sein, wenn es durch ist, ich es zuklappen und mich von den Charakteren verabschieden muss.

Nun habe ich es beendet und kann mit Fug und Recht behaupten, dass es so ist. Es ist ein Buch, das mir fehlt, dessen handelnde Personen mir über die vielen Seiten hinweg, die ich sie begleiten durfte, fehlen. Die leise, kluge Art und vielen kleinen versteckten weisen Sätze des Buches hallen nach. Über den Inhalt schreibe ich an dieser Stelle nichts weiter, wartet doch das Netz mit zahlreichen Zusammenfassungen auf. Ich schreibe auch nicht über den Werdegang des Autors (siehe oben). Ich schreibe auf, warum mir das Buch so sehr gefällt. Und das ist,

… weil ich eine Schwäche habe für die mitunter ellenlangen, endlosen Schachtelsätze, die einem das Gefühl geben, direkt am Gedankenfluss des agierenden, denkenden Charakters teilzuhaben.
… weil ich ein Geschichtsfreak bin und neben der Lektüre parallel viel über den Vietnamkrieg nachgelesen habe.
… weil ich das freiheitliche Geistesleben und Denken in Kunst und Kultur faszinierend finde und daher die Abschnitte über das Theater, den Film und die bildschaffende Kunst nahezu aufgesogen und im Buch beschriebene Interpretationen und Ausstellungskataloge mit Begeisterung gelesen habe.
… weil ich mich persönlich dem New York der 80er/90er Jahre verbunden fühle, das ich zu eben dieser Zeit ein paar Mal besuchen durfte.
… weil ich den Autor ungemein dafür schätze, dass es keine obligatorische Danksagung gibt und dass er, so liest man, auch die Buchdeckel und Umschlagseiten eigenständig entworfen und damit sein Werk ganzheitlich durchdacht und diesem von vorne bis hinten SEINE Note gegeben hat.
… weil ich ganz besonders die vorletzte Zeile des Buches liebe, die einen direkt nach dem Ende noch einmal in die ersten Seiten eintauchen lässt. Und so schließt sich, wie ich finde, äußerst gekonnt der Kreis zum Anfang:

Denn ich schreibe das alles trotz allem für euch, für uns, für mich. Ich schreibe es, bevor es mir abhandenkommt, wie es euch vielleicht längst abhandengekommen ist, weil früher oder später alles zu Dreck wird, […]. Ich schreibe nicht, weil das, was uns passierte nicht auch anderen passiert wäre; unsere Leben waren in keiner Weise spektakulär oder bedeutungsvoll. Sind es nie gewesen, bis heute nicht. Aber es waren unsere Leben, sie waren miteinander verwoben, und ich habe solche Angst, sie zu verlieren. Ich habe bereits angefangen, euch zu verlieren. […]
Wir zerbröckeln. Genau wie die Orte, aus denen wir kamen. […]

THIS IS FOR US.

Oh, wie schön ist…

… Wochenende.

Man munkelt, es soll recht nett werden. Die neue, seitenstarke Lektüre hält hoffentlich, was Umschlagtext und erste Rezensionen versprechen. Heimat ist vor allem in uns. Eine Geschichte über Haltung und Aufrichtigkeit.

Zwei harmonische Tage wünsche ich ☀️.

Urlaubsfreude(n)

Bücher über Bücher. Trendthemen in altmodischer Form — nämlich zu Papier gebracht. Es gibt allerhand zu reflektieren, immer etwas, über das sich nachdenken lässt. Sachbuch, Fachbuch, Jugendbuch, Belletristik — Lesen eröffnet Themen, es ist weitaus mehr als pure Information und Unterhaltung.
Es eröffnet auch neue Welten und lässt einen andere Lebensentwürfe entdecken.

Lesen verändert.

Weihnachtszeit ist Urlaubszeit ist Lesezeit. Ein großes Vergnügen.

Was ich diese Woche las (KW 47/18)

Und was mir gefallen hat.

„Lasst uns lesen, lasst uns tanzen; das sind zwei Vergnügen, die niemals einen Schaden anzurichten imstande sind.“ (Voltaire, Philosophisches Taschenwörterbuch, 1764)

In diesem privaten Blog finden in der Kategorie „Lesen“ bekanntlich nur die mich persönlich nachhaltig beeindruckendsten Bücher einen Platz. Es ist rein privates Vergnügen. Die Quintessenz meines großen Lesejournals. Verbunden mit dem stillen Wunsch, dem jeweiligen Autor für sein Werk vielleicht einen weiteren Leser bescheren zu können.

Nun gibt es auch im Rauschen der digitalen Informationsflut, in meinen Feeds und Timelines, in den kommerziellen Sites und unabhängigen Blogs gelegentlich das ein oder andere sich zu lesen lohnende Kleinod. Diese Woche war die Dichte der anregenden Beiträge ungewöhnlich hoch:

Ein bisschen Ironie schadet nie, und wenn es nicht so traurig wäre, dass sich manche Tage exakt so anfühlen, könnte man herzlich darüber lachen. Dennoch, an solchen Tagen kommt man nicht umhin sich zu fragen, was mit dem „gesunden Menschenverstand“ passiert ist. Vernunft, Intuition und eine „Ethik des Genug“ sind wieder gefragt.

Wünsche ein fantasiereiches Wochenende.